Der Blick in die Glaskugel: wie wir mit Hilfe von KI Auslastungsprognosen und Besucherlenkung ermöglichen

Besucherzählung ist nur der Anfang:

Einige Tourismusdestinationen haben in den letzten Jahren begonnen, mithilfe von Sensoren Besucherströme zu messen und diese dem Gast z. B. in Form eines Ampelsystems bereitzustellen (vgl. Screenshot: Beispiel Besucherauslastung im Wangerland).

Doch dies ist nur der Anfang, da hier nur eine Momentaufnahme kommuniziert werden kann.

Von der Besucherzählung zur Vorhersage

Um Gästen eine echte Planungsunterstützung zu bieten, ist es notwendig, dass man ihnen auch Prognosen für die Zukunft zur Verfügung stellt.

Das Wetter spielt hierbei eine essenzielle Rolle, sowohl für die Gäste vor Ort als auch für die ansässigen Leistungsträger. Ein klassisches Beispiel hierfür ist das Schwimmbad, das bei gutem Wetter leer und dafür bei Regenwetter überfüllt ist. Diese Phänomene sind nicht neu, aber schwer greifbar, wenn es um die Optimierung von Aufenthaltsqualität und -dauer geht. Das Wetter können wir nicht beeinflussen, aber dank innovativer Lösungen und Technologien ist es uns möglich, die Auswirkungen von Wettereffekten besser aufzeigen zu können, um sich darauf vorzubereiten.

Durch die Kombination von Sensordaten mit (historischen) Wetterdaten und -vorhersagen können mithilfe von KI zuverlässige Prognosen zur künftigen Auslastung erstellt werden.

Vorausschauende Lösungen: Maßgeschneiderte Besucherlenkung im Tourismus

Welche Anwendungsfälle ergeben sich daraus konkret? In Form einer „Frequenz-Ampel” können Gäste bereits Tage im Voraus informiert werden, wann und wo mit besonders viel Andrang zu rechnen ist und welche Alternativen angeboten werden. Diese Informationen werden in alle digitalen Kommunikationsmittel (Website, digitale Info-Screens vor Ort, Newsletter etc.) integriert. Den Besucher:innen wird so ein optimiertes Reiseerlebnis und eine individuellere Planung ermöglicht.

Für Leistungserbringer wie Schwimmbäder, Gastronom:innen oder Stadtführer:innen ergibt sich die Möglichkeit einer optimierten Personal- und Ressourcenplanung an besonders vollen, aber auch an sehr niedrig frequentierten Tagen.

Besucherprognose in der Praxis: Das Wangerland und die Alpenregion-Tegernsee-Schliersee als Vorbilder

Im Wangerland hat man sich 2023 zum Ziel gesetzt, die Besucherfrequenzen für die kommenden Tage auf Stundenebene vorherzusagen und diese auch in der Gäste-PWA (Progressive Web-App) auszuspielen (vgl. Screenshot).

„Dank der Zusammenarbeit mit wetter.com/METEONOMIQS und neusta destination.one können wir die Besucherfrequenzen frühzeitig prognostizieren und Besucher:innen so besser informieren. Wir freuen uns vor allem über den Mehrwert, der sich für unsere Urlauber:innen und die Einheimischen ergibt, die durch die einfachere und verbesserte Tagesplanung noch entspanntere Aufenthalte im Wangerland genießen können.“

Tim Schönfeld, Digitalisierungsmanager der Wangerland Touristik GmbH

Auch die im Einzugsbereich der Metropolregion München liegende Alpenregion Tegernsee Schliersee setzte sich zum Ziel, ihre Gäste besser zu verteilen.

Denn wer an einem schönen Wochenende mit dem Auto an den Schliersee oder ins Tegernseer Tal möchte, muss oft Geduld mitbringen – nicht nur für Gäste eine Herausforderung, sondern auch für Einheimische. In der Coronakrise verschärfte sich die Situation weiter, und so wurde ein Forschungsprojekt entworfen, um die Besucherströme in geordnete Bahnen zu lenken.

Die Grundidee besteht darin, Verkehrsströme und Parkplatzauslastungen mit Hilfe von Sensoren zu messen und Gäste live darüber zu informieren. Neben Echtzeitinformationen stehen Gästen künftig auch Prognosedaten zur zukünftigen Auslastung von Straßen und Parkplätzen zur Verfügung, wodurch sie ihre Anreise besser planen und vor Ort leichter einen Parkplatz finden können. Die Anwendung, basierend auf der Progressive Web-App „destination.welcome+“, zeigt das gesamte touristische Angebot der Region und schlägt Touren an weniger überfüllten Orten vor. So führt ein überfüllter Wanderparkplatz dazu, dass dort beginnende Touren nicht mehr vorgeschlagen, sondern bevorzugt Touren an Parkplätzen mit geringer Auslastung angezeigt werden.

Beide Praxisbeispiele zeigen, wie Gästen durch die bessere Verteilung eine angenehmere Vor-Ort-Erfahrung geboten und zudem natürliche und personelle Ressourcen vor Ort nachhaltig geschont werden können.