Innovation im Tourismus – der menschliche Teil des KI-Zeitalters!

Innovationen werden im Tourismus durch Künstliche Intelligenz noch wichtiger, als sie ohnehin schon sind. Die Geschwindigkeit, mit der technologische Entwicklungen auf uns zurollen, ist höher als je zuvor. Die Adaption auf Gästeseite an Anwendungen, die von KI unterstützt werden, wird voraussichtlich noch schneller sein, als die beim Smartphone (siehe Abbildung).

Die Komponente Mensch!

Es ist jedoch ein Irrglaube zu denken, dass durch Künstliche Intelligenz die Komponente Mensch in den Hintergrund rückt. Das Gegenteil ist der Fall. Je mehr Neues es gibt, desto mehr brauchen wir gerade auch in unserer Branche einen wachen Geist (neudeutsch: Mindset), der Innovation und Veränderung umarmt, sich traut zu experimentieren. Selbst, wenn damit Risiko und Bauchlandungen verbunden sind.

Innovationsprozesse unterscheiden sich stark von denjenigen Arbeitsprozessen, die viele bisher gewohnt sind. Anstelle einer vorab klar definierten Zielvorstellung und Meilensteinen (Wasserfallmodell) stehen bei Innovationsprozessen eine Trennung in Problem und Lösung, geplante Wiederholungen sowie divergente und konvergente Arbeitsphasen im Fokus. Was ist damit gemeint?

Grundsätze von Innovationsprozessen

Oftmals wechseln wir von einem Problem sehr schnell zu einer Lösung – ohne zu reflektieren, ob die anvisierte Lösung überhaupt zum vorab genannten Problem passt. Es macht also Sinn, sich das Problem genauer anzuschauen, damit man nicht zu einem „achieved failure“ hinarbeitet. Damit ist gemeint, dass man in einer vorgegebenen Zeit mit dem vorhandenen Budget eine Lösung baut, die dann jedoch niemand haben möchte. Zum Zweiten sollten diese Phasen zwischen Problem- und Lösungsraum mehrfach durchlaufen werden und dabei unterschiedliche Perspektiven eingenommen werden, damit verschiedenen Blickwinkel eingenommen werden können und man damit sowohl Lösung als auch Problem besser verstehen lernt. Letztlich sollte man auch bewusst zwischen Arbeitsphasen, in denen man Informationen und Erkenntnisse sammelt und jenen, in denen man diese dann wieder fokussiert, aussortiert und priorisiert, unterscheiden.

„Find the right problem before solving it right“

Train-the-Trainer als Ambassador-Ansatz

Damit die Prozesse und die damit verbundenen Methoden bei Innovationen innerhalb von touristischen Akteur:innen besser verinnerlicht werden können und eine „gemeinsame Sprache“ der Produkt- und Serviceentwicklung gesprochen werden kann, hat sich Sachsen-Anhalt dazu entschieden, in verschiedenen Regionen des Landes Innovationscoaches auszubilden. Diese sind in Innovationsmethoden geschult und haben die Abläufe von Innovationsprozessen verinnerlicht. Die als Train-the-Trainer Intensivformat umgesetzte Ausbildung ist kombiniert mit einer Innovationsplattform, auf der die Innovationscoaches die erlernten Methoden nachlesen können, um dann selbst Innovationsworkshops anbieten zu können, um so Innovationen in touristischen Betrieben auszulösen und die Vernetzung der Akteur:innen zu intensivieren. An fünf aufeinanderfolgenden Werktagen wurden so 2021 sowie 2023 je 12 Personen ausgebildet, die nun als Ambassador:innen im Land aktiv sind und das Innovations-Mindset weitertragen.

Wer anders denken will, muss anders arbeiten

Innerhalb der Ausbildung wird mit diversen Materialien gearbeitet, darunter Papier und Pappe, LEGO, Playmobil und vieles mehr. Denn bei der Entwicklung von innovativen Produkten geht es darum, das Problem oder die Lösung nicht erneut zu diskutieren, sondern vielmehr geht es darum, über das Machen dahin zu gelangen, Problem und Lösung besser fühlen zu können. Dafür müssen neben den Methoden auch andere Arbeitsmaterialien eingesetzt werden – im Idealfall immer wieder auch außerhalb der gewohnten Umgebung.

Sachsen-Anhalt als Vorreiter!

Das Ausbildungsziel ist es, die verschiedenen Ansätze bei Innovationsprozessen zu erläutern, sowie den Teilnehmenden einen Methodenkoffer an die Hand zu geben, mit dem sie situativ die richtigen Innovationsmethoden einsetzen können, um so agile Produktentwicklung umzusetzen. Dabei wird stets darauf geachtet, dass die Methoden auch auf der Innovationsplattform von Sachsen-Anhalt zur Verfügung stehen, sodass die Teilnehmenden als Innovationscoaches nach der Ausbildung ihre Innovationsprojekte professionell planen und aufsetzen können. Didaktisch werden innerhalb der Ausbildung die Methoden nachbesprochen und es wird diskutiert, wie der Einsatz im jeweiligen Betrieb der auszubildenden Person aussehen könnte, um Innovationen im eigenen Unternehmen zu fördern. Des weiteren moderieren die Teilnehmenden einige Methoden selbst und es wird das eigene Auftreten reflektiert, damit eine Sicherheit bei der Anleitung der Methoden entsteht. Sachsen-Anhalt plant bereits die dritte Runde der Ausbildung und die Community an Innovationscoaches wächst, sodass die touristischen Produkte und Services in Sachsen-Anhalt kontinuierliche Impulse und Innovationen erfahren!

Wer mehr über die Innovationsmethoden lernen will und keinen Zugriff auf die Innovationsplattform von Sachsen-Anhalt hat, kann im Buch von Eric Horster 30 Innovationsmethoden nachlesen und selbst anwenden. Der Autor kann zudem zur Train-the-Trainer Ausbildung angefragt werden, die er im Auftrag vom Landestourismusverband Sachsen-Anhalt und in Zusammenarbeit mit dem Online-Weiterbildungsanbieter Teejit geleitet hat.

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