Innovationen werden im Tourismus durch Künstliche Intelligenz noch wichtiger, als sie ohnehin schon sind. Die Geschwindigkeit, mit der technologische Entwicklungen auf uns zurollen, ist höher als je zuvor. Die Adaption auf Gästeseite an Anwendungen, die von KI unterstützt werden, wird voraussichtlich noch schneller sein, als die beim Smartphone (siehe Abbildung).
Die Komponente Mensch!
Es ist jedoch ein Irrglaube zu denken, dass durch Künstliche Intelligenz die Komponente Mensch in den Hintergrund rückt. Das Gegenteil ist der Fall. Je mehr Neues es gibt, desto mehr brauchen wir gerade auch in unserer Branche einen wachen Geist (neudeutsch: Mindset), der Innovation und Veränderung umarmt, sich traut zu experimentieren. Selbst, wenn damit Risiko und Bauchlandungen verbunden sind.
Innovationsprozesse unterscheiden sich stark von denjenigen Arbeitsprozessen, die viele bisher gewohnt sind. Anstelle einer vorab klar definierten Zielvorstellung und Meilensteinen (Wasserfallmodell) stehen bei Innovationsprozessen eine Trennung in Problem und Lösung, geplante Wiederholungen sowie divergente und konvergente Arbeitsphasen im Fokus. Was ist damit gemeint?
„Find the right problem before solving it right“
Train-the-Trainer als Ambassador-Ansatz
Damit die Prozesse und die damit verbundenen Methoden bei Innovationen innerhalb von touristischen Akteur:innen besser verinnerlicht werden können und eine „gemeinsame Sprache“ der Produkt- und Serviceentwicklung gesprochen werden kann, hat sich Sachsen-Anhalt dazu entschieden, in verschiedenen Regionen des Landes Innovationscoaches auszubilden. Diese sind in Innovationsmethoden geschult und haben die Abläufe von Innovationsprozessen verinnerlicht. Die als Train-the-Trainer Intensivformat umgesetzte Ausbildung ist kombiniert mit einer Innovationsplattform, auf der die Innovationscoaches die erlernten Methoden nachlesen können, um dann selbst Innovationsworkshops anbieten zu können, um so Innovationen in touristischen Betrieben auszulösen und die Vernetzung der Akteur:innen zu intensivieren. An fünf aufeinanderfolgenden Werktagen wurden so 2021 sowie 2023 je 12 Personen ausgebildet, die nun als Ambassador:innen im Land aktiv sind und das Innovations-Mindset weitertragen.
Wer anders denken will, muss anders arbeiten
Innerhalb der Ausbildung wird mit diversen Materialien gearbeitet, darunter Papier und Pappe, LEGO, Playmobil und vieles mehr. Denn bei der Entwicklung von innovativen Produkten geht es darum, das Problem oder die Lösung nicht erneut zu diskutieren, sondern vielmehr geht es darum, über das Machen dahin zu gelangen, Problem und Lösung besser fühlen zu können. Dafür müssen neben den Methoden auch andere Arbeitsmaterialien eingesetzt werden – im Idealfall immer wieder auch außerhalb der gewohnten Umgebung.
Wer mehr über die Innovationsmethoden lernen will und keinen Zugriff auf die Innovationsplattform von Sachsen-Anhalt hat, kann im Buch von Eric Horster 30 Innovationsmethoden nachlesen und selbst anwenden. Der Autor kann zudem zur Train-the-Trainer Ausbildung angefragt werden, die er im Auftrag vom Landestourismusverband Sachsen-Anhalt und in Zusammenarbeit mit dem Online-Weiterbildungsanbieter Teejit geleitet hat.