Von Green Hosting bis Sustainable UX: nachhaltige Praktiken im digitalen Tourismus

Welchen Preis zahlen wir für innovative Technologie?

Bei der künstlichen Intelligenz und digitalen Innovationen gibt es oft ein Muster: Wir bewundern die Leistung und die technologischen Fortschritte, ohne uns bewusst zu sein, welchen ökologischen Preis wir dafür zahlen. Emma Strubell, eine amerikanische Forscherin, und ihr Team haben einen Blick hinter die Kulissen geworfen und aufgedeckt, dass beispielsweise die Entwicklung großer Sprach-KIs nicht nur intellektuelle, sondern auch große ökologische Auswirkungen hat. Die Erforschung und Verbesserung von KI-Systemen erfordert enorme Rechenleistung, die wiederum eine beträchtliche Menge an Energie verbraucht und CO2-Emissionen verursacht.

Die Zahlen, die Strubell liefert, sind alarmierend. Die CO2-Emissionen bei der Entwicklung und Optimierung von KI-Systemen sind beträchtlich und werfen die Frage auf, ob die erzielten Leistungssteigerungen den ökologischen Preis rechtfertigen. Es ist an der Zeit, nicht nur die technologische Innovation zu feiern, sondern auch die Folgen für unsere Umwelt und Gesellschaft zu berücksichtigen.

Green Hosting als Teil der Lösung

Auch außerhalb der Welt der KI gibt es ökologische Folgen, die oft übersehen werden. Jedes Klicken, Tippen und Scrollen im Internet hinterlässt einen ökologischen Fußabdruck. Jede dieser Aktionen verbraucht Energie und Ressourcen – und das summiert sich schnell! Green Hosting mittels erneuerbarer Energiequellen oder der Verwendung energieeffizienter Hardware ist ein wichtiger Schritt, aber auch nur ein Teil der Lösung. Es behandelt die Symptome einer umweltbelastenden Digitalbranche, nicht aber die Ursachen der Problematik. Dazu zählt der gesamte Lebenszyklus unserer Software-Produkte genauso wie die Abwicklung des Projektes.

Nachhaltigkeit muss ganzheitlich betrachtet werden

Nachhaltigkeit im digitalen Tourismus erfordert ein ganzheitliches Verständnis und die Integration verschiedener Aspekte, um negative Folgen für Mensch und Umwelt zu minimieren. Dazu gehören:

Eine zentrale Datenpflege

ermöglicht eine effiziente Verwaltung und Aktualisierung von touristischen Informationen. Durch die zentrale Speicherung und Pflege von Daten können Redundanzen vermieden und der Ressourcenverbrauch reduziert werden. Landesweite Datenhubs und die Entstehung gemeinschaftlicher Framework-Lösungen haben hier den Anfang gemacht.

Eine ressourcenschonende Datenpflege

legt Wert auf effiziente Datenübertragungen oder unterstützt beispielsweise Redakteur:innen bei der Textgenerierung durch intelligente Tools, denn gerade hier entsteht häufig eine Überforderung, die Masse an Content bewältigen zu können.

Smarte Wiederverwendung von Daten

ermöglicht eine intelligente Datenfreigabe zwischen verschiedenen touristischen Akteur:innen. Durch die gemeinsame Nutzung von Daten können Doppelarbeit vermieden und Prozesse optimiert werden, auch wenn die Partner:innen kein gemeinsames Ausgabesystem oder Framework nutzen.

Inklusion aller Nutzer:innen

Durch die Gestaltung von barrierefreien Benutzererlebnissen wird sichergestellt, dass digitale Produkte für alle zugänglich sind und niemand ausgeschlossen wird. Damit geht die Nachhaltigkeit weit über den Umweltaspekt hinaus und bezieht potentielle Folgen für den Menschen mit ein.

Langfristige Nutzbarkeit

Software-Produkte sollten so gestaltet und programmiert werden, dass sie auch in Zukunft relevant und funktionsfähig sind, und dass sie einfach aktualisiert oder erweitert werden können, anstatt regelmäßig ersetzt zu werden. Mit starkem Fokus auf Produkt anstatt individuellen Anstrengungen erfolgt auch eine bessere und zügigere Integration von standardisierten, ressourcenschonenden Praktiken.

Nachhaltige User Experience

SUX (Sustainable UX) zielt darauf ab, Nutzer:innen zu ermächtigen, informierte Entscheidungen zu treffen und einen positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten. Dies könnte bedeuten, dass die umweltfreundlichste Form der Fortbewegung standardmäßig in einem Routenplaner eingestellt oder der smarte Umgang mit datenreduzierten Bildern erfolgt und größere Datenmengen erst bei echtem Bedarf geladen werden.

Clean Code

Schlanker Code trägt dazu bei, den Ressourcenverbrauch zu minimieren und die Effizienz von Softwareanwendungen zu verbessern. Durch die Entwicklung von effizientem und gut strukturiertem Code und die Wiederverwendung von bereits vorhandenen Komponenten können Entwicklungszeiten verkürzt und Ressourcen eingespart werden. Auch hier wirkt sich Produktdenken positiv auf die Gesamtbilanz der Optimierungen aus.

Durch die Berücksichtigung dieser Aspekte können digitale Tourismusprojekte nachhaltiger gestaltet werden, indem Ressourcen effizient genutzt und Umweltauswirkungen minimiert werden. Gemeinsam können wir uns für nachhaltige Praktiken einsetzen und bewusste Entscheidungen treffen, um eine nachhaltige digitale Zukunft zu gestalten, in der Technologie und ökologische, ökonomische und menschzentrierte Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen.