The Need for Speed – warum die Geschwindigkeit einer Webseite wichtig ist

Geschwindigkeit (oder auch Performance) ist ein Dauerbrenner im Web, der besonders immer dann ins vorderste Rampenlicht geschoben wird, wenn Google diesbezüglich etwas an seinen Algorithmen ändert.

Geschwindigkeit ist Ranking- und Conversion-Faktor und natürlich gut für die Umwelt.

Grund genug, das Thema einmal genauer anzuschauen. Vorweg sei gesagt: mit der Geschwindigkeit ist es wie mit eigentlich allen Themen im Web – es ist kompliziert. Daher wollen wir hier erst einmal einen (vereinfachten) Überblick zum Thema geben, ohne allzu tief ins Technische vorzudringen.

Das Web: Ein sich rasant verändernder, sich weiter entwickelnder Ort

Eine Webseite, die gestern noch als “schnell” galt, wird morgen vielleicht bereits als ”langsam” eingestuft.

Webseiten sind längst nicht mehr einfache Ansammlungen von verlinkten Texten mit gelegentlichen Grafiken wie zur Anfangszeit des Web. Die Bandbreite reicht heute von multimedialen Präsentationen über komplexe Web-Applikationen hin zu allerlei Experimenten mit den neuesten Web-Technologien. Einfache Bilder reichen längst nicht mehr aus, wir wollen interaktive Galerien und Videos. Und außerdem sollen bitte alle Interaktionen der Nutzer zur späteren Analyse getrackt werden. Ach ja, wir müssen Geld verdienen – also bitte auch noch gleich eine Reihe Anzeigen in die Webseite einbetten.

Die Folge: Gewichtsprobleme bei Webseiten

Kein Wunder, dass Webseiten mittlerweile ein Gewichtsproblem haben: die durchschnittliche Webseiten-Größe steigt von Jahr zu Jahr.

Zwar werden unsere Internetzugänge schneller, unsere Computer und Smartphones immer leistungsfähiger – doch die Nutzer auch ungeduldiger. War man in den 90er Jahren vielleicht froh, dass eine Webseite mit vielen Bildern in unter 1 Minute geladen war (und jede Minute hat ja bares Geld gekostet…), wandern Besucher heute schon nach einigen Sekunden weiter.

Wie man es auch dreht und wendet: an einer (wie auch immer) optimierten Geschwindigkeit kommt heutzutage keiner mehr vorbei, der im Web etwas erreichen möchte.

Was ist denn überhaupt eine Webseite?

Eine Webseite ist zunächst einmal ein HTML-Dokument, ein eigentlich simples Textdokument, das beschreibt, was wir auf der Webseite wiederfinden. Hinzu kommen verschiedene Ressourcen, die wichtig sind:

  • Medien wie Bilder, Videos, Audio
  • CSS für das Styling
  • Schriftarten (Webfonts)
  • Javascript (für all unsere interaktiven, dynamischen Funktionen)

Die Webseite wird von einem Server über ein Netzwerk ausgeliefert und von einem Client (z. B. dem Browser des Nutzers wie Chrome oder Firefox, oder auch einem Screenreader für Menschen mit Sehbehinderung) dargestellt.

Alle diese Elemente – das Webseiten-Dokument, die verschiedenen Ressourcen, der Server, der Client, das Netzwerk – haben dabei entscheidenden Einfluss auf die Geschwindigkeit einer Webseite. Was damit auch bedeutet: es reicht nicht, nur eines oder manche der Elemente zu optimieren – jedes einzelne dieser Elemente kann eine Webseite langsam machen.

Wann spricht man von Geschwindigkeit einer Webseite?

Man möchte vielleicht meinen, eine schnelle Webseite ist eine, die schnell geladen ist. Doch was heißt dann „geladen“?
Zunächst kann man diesen „Ladeprozess“ grob vereinfacht in 2 Abschnitte unterteilen:

  • die Webseite und zugehörige Ressourcen müssen vom Server an den Client (Browser) übertragen werden
  • der Browser muss all dies interpretieren und darstellen

Und dann ist da natürlich noch die “gefühlte” Geschwindigkeit: am Ende zählt ja, wie der Besucher die Geschwindigkeit empfindet.

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Wie kann man das nun messen?

Tools zur Geschwindigkeits-Messung (genannt seien hier Google Pagespeed Insights als wohl bekanntestes, oder auch Webpagetest oder Pingdom) versuchen, das komplexe Thema Geschwindigkeit auf einige messbare Größen zu reduzieren. Doch da Google wie in vielen Bereichen hier die Marschrichtung vorgibt (schließlich entscheidet deren Tool zur Geschwindigkeits-Messung mit über das Ranking), wollen wir uns die Pagespeed-Messdaten einmal genauer anschauen. (siehe dazu auch hier)

  • Pagespeed unterscheidet dabei zwischen Felddaten und Labdaten.
  • Die Felddaten beinhalten Messdaten von tatsächlichen Besuchern der Seite (die Google Chrome nutzen und der Weitergabe der Daten zugestimmt haben).
  • Die Labdaten werden mit dem Lighthouse-Tool generiert, das unter simulierten Bedingungen die Geschwindigkeit der Webseite testet. Wichtig hierbei zu wissen: Für die Mobilversion wird die Webseite mit einem simulierten Mittelklasse-Smartphone und gedrosselter Netzwerkverbindung getestet – eine Webseite soll schließlich nicht nur auf dem neuesten iPhone mit schnellem WLAN flott sein.

Neben dem Score (mit 100 als Optimum) tauchen in der Analyse noch weitere Messdaten auf: diese enthalten u. a. die Zeitspanne, ab wann erste Inhalte vom Browser dargestellt werden oder die Webseite soweit geladen ist, dass sie auf Eingaben des Nutzers reagiert. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass für die Geschwindigkeit einer Webseite eben nicht nur das bloße Übertragen der Daten wichtig ist, sondern eben auch deren Darstellung im Browser.

Eine realistische Analyse der Geschwindigkeit

Im Unterschied zu früheren Versionen, die mehr oder weniger einfach eine Checkliste möglicher Optimierungen einer Webseite durchgegangen sind und oft wenig mit der realen Geschwindigkeit gemein hatten, stellt Pagespeed also nun eine deutlich realistischere Analyse der Geschwindigkeit dar.

Was aber auch bedeutet, dass seit dem Pagespeed-Update viele Webseiten, die vorher einen sehr guten Optimierungswert erreicht hatten, nun (insbesondere für die Mobilversion) plötzlich deutlich schlechter eingestuft werden.

Und auch für die, die jetzt einen hohen Geschwindigkeits-Score erreichen, gilt: ein nächstes Update kann auch diesen wieder zunichte machen. Google allein legt die Kriterien fest, was schnell ist und unter welchen Bedingungen getestet wird. Und in den Pagespeed-Felddaten sind natürlich nur Messdaten von Google Chrome enthalten, sie sagen also nichts über die Geschwindigkeit in anderen Browsern aus.

Fazit:

Es bleibt also allen Betreibern nichts anderes übrig, als hier auf dem Laufenden zu bleiben. Performance-Optimierung ist nicht ein einmaliger Task, sondern ein fortlaufender und komplexer Prozess, bei dem die Spielregeln maßgeblich von Google bestimmt werden.

In einem folgenden Artikel zum Thema wollen wir dann näher darauf eingehen, wie man denn nun tatsächlich eine schnelle Webseite bauen kann.