Vorausschauende Besucherlenkung: Die Macht von Sensor- und Wetterdaten

Big Data meets Urlaubsplanung: Besucherprognosen in der Region Wangerland

Das Wetter spielt eine essenzielle Rolle im Tourismus – sowohl für die Gäste vor Ort als auch für die ansässige Wirtschaft. So kommt es in zahlreichen Ferienregionen bei bestimmten Wetterlagen regelmäßig zu punktuellen Überlastungen für gewisse Angebote, speziell bei Küstenorten spielt auch das Thema Gezeiten eine wichtige Rolle. Ein klassisches Beispiel hierfür ist das Schwimmbad, das bei gutem Wetter leer und dafür bei Regenwetter überfüllt ist. Solche Phänomene sind nicht neu, und am Wetter können wir auch nicht drehen – man kann sich dank smarter Lösungen und Technologien aber darauf vorbereiten!

Effiziente Besucherlenkung durch Daten

Wie lassen sich Wetterdaten bestmöglich für die Besucherlenkung nutzen? Ein guter Ausgangspunkt dafür sind die an neuralgischen Stellen vermehrt zum Einsatz kommenden Frequenzzähler in touristischen Regionen. Die durch die Zähler gewonnen Daten zu Tages- oder Stundenfrequenzen sind zum einen eine gute Grundlage für Analysen und Ist-Angaben. In Kombination mit weiteren Daten ermöglichen sie zudem die Erstellung von Prognosen über die zu erwartende Auslastung in den kommenden Tagen. Ein gutes Beispiel für ein solches Projekt ist die Region Wangerland.

Entschlüsselung der Wettereffekte: Frequenzzähler im Wangerland treffen auf historische Wetterdaten

Das Wangerland ist ein beliebtes Urlaubsziel an der Nordsee. Dort hat man sich 2023 das Ziel gesetzt, die Besucherfrequenzen für die kommenden Tage auf Stundenebene vorherzusagen. Um das zu erreichen, wurden die historischen Frequenzzählerdaten an 3 Standorten (am Strand, auf Parkplätzen und am Schwimmbad) aufbereitet und mit historischen Wetterdaten kombiniert.

Bei der Bereinigung der Datensätze gilt es, typische Herausforderungen zu meistern, wie beispielsweise fehlende Zählerdaten auf Grund von Stromausfällen, Netzwerkproblemen oder Fehlzählungen, aber auch externe Einflüsse wie Feiertage, Wochentage oder besondere Events.

Unter Berücksichtigung all dieser Effekte, lernt eine KI basierend auf diesen historischen Daten die Zusammenhänge zwischen Wetter und Besucherfrequenz. Im täglichen Betrieb kann diese KI dann die die Besucherströme für die nächsten 7 Tage prognostizieren, indem sie die aktuellen Frequenzzählerdaten mit den aktuellen Wetterprognosen von wetter.com kombiniert. Diese Vorhersagen werden täglich automatisch über eine API bereitgestellt und können für eine Vielzahl von Anwendungsfällen benutzt werden. Die entsprechenden Oberflächen und Widgets werden von destination.one basierend auf den Frequenz-Forecasts von METEONOMIQS erstellt und der Region zur Verfügung gestellt.

Wetterwissen im Fokus: Wie Wetter die Besucherfrequenz formt

Die KI kann typische Wettereffekte identifizieren und prognostizieren. Diese Wettereffekte sind standortabhängig und komplex, da nicht nur das aktuelle Wetter eine Rolle spielt, sondern unter anderem auch häufig das Wetter der Vortage. Vereinfacht kann man dennoch sagen, dass beispielsweise 5 zusätzliche Sonnenstunden zu 50% mehr Besucher:innen am Strand führen und das Hallenbad dadurch 25% leerer sein wird.

© wetter.com
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„Dank der Zusammenarbeit mit METEONOMIQS und destination.one können wir die Besucherfrequenzen frühzeitig prognostizieren und Besucher:innen so besser informieren. Wir freuen uns vor allem über den Mehrwert, der sich für unsere Urlauber:innen und die Einheimischen ergibt, die durch die einfachere und verbesserte Tagesplanung noch entspanntere Aufenthalte im Wangerland genießen können.“


Tim Schönfeld, Digitalisierungsmanager der Wangerland Touristik GmbH

Vorausschauende Lösungen: Maßgeschneiderte Besucherlenkung im Tourismus

Welche Anwendungsfälle ergeben sich daraus konkret? In Form einer „Frequenz-Ampel“ können Gäste schon Tage im Voraus informiert werden, wann und wo mit besonders viel Andrang zu rechnen ist und welche Alternativen angeboten werden. Diese Informationen werden in alle digitalen Kommunikationsmittel (Website, digitale Info-Screens vor Ort, Newsletter etc.) integriert. Den Besucher:innen wird so ein optimiertes Reise-Erlebnis und eine individuellere Planung ermöglicht.

Für die Leistungserbringer wie Schwimmbäder, Gastronomen oder Stadtführer ergibt sich die Möglichkeit einer optimierten Personal- und Ressourcenplanung an besonders vollen, aber auch an sehr niedrig frequentierten Tagen. Und nicht nur das, Social-Media-Kampagnen können automatisch an- oder ausgeschaltet werden, Gutscheine oder Discounts können vorab für besonders schlechte Tagen ausgegeben und Preise unter Umständen angepasst werden – alles integriert in die bestehenden Systeme und ohne manuellen Aufwand. Das bedeutet, Empfehlungen für mögliche Optimierungen werden direkt in den Personalplanungs-Tools oder Marketing-Plattformen angezeigt und können dort verarbeitet werden. Der tägliche Blick auf die Wetter-App wird dadurch zwar nicht ersetzt, aber das manuelle Eingreifen in die verschiedenen Systeme bleibt den Unternehmen erspart. Die Vorbereitung auf Wettereffekte wird dadurch zum „No Brainer“.

Senior Data Scientist

Dr. Christian Schneider
wetter.com

Business Development Lead, Data Products

Thomas Michahelles
wetter.com

Digitalisierungsmanager der Wangerland Touristik GmbH

Tim Schönfeld
Wangerland Touristik GmbH

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