Besucherlenkung mit destination.one

In diesem Jahr hat sich viel getan im Bereich des Besuchermanagements in Destinationen.

Die Touristiker:innen haben mehr Zugang zum Thema gefunden, außerdem sind die möglichen Vorzüge eines gezielten Besuchermanagements in der Politik angekommen, was wiederum den ein oder anderen Fördertopf öffnet, um solche Projekte umzusetzen. Auch wurden bereits in 2021 weitere Projekte umgesetzt, beispielsweise an der niedersächsischen Nordseeküste, am Steinhuder Meer oder in der Touristinformation in Murnau.

Nicht nur aus pandemiebedingten Beweggründen machen sich Destinationen Gedanken über die Lenkung ihrer Besucher:innen. Viele Destinationen kämpfen auch ohne die Pandemie mit einer Überlastung an gewissen Orten: volle Parkplätze und das damit verbundene Ausweich-Parken an nicht dafür vorgesehenen Orten, überfüllte Strände, Wanderwege und Ausflugsziele.

Es gibt viele Gründe, sich mit der Messung von Besucherströmen zu befassen. Es ist auch nicht schlecht, belastbare Zahlen durch Messsensoren zu bekommen.

Allerdings sollte die Messung nicht um der Messung Willen geschehen, sondern einen echten Mehrwert bringen. Denn die Messung der Daten ist auch hier nur die Grundlage für Anwendungen, die auf dieser Basis das Erlebnis für den Gast verbessern, die Natur schonen oder eine Verkehrsbelastung minimieren. Besonders spannend ist die Besucherlenkung dann, wenn Destinationen überregional zusammenarbeiten. Wenn ich viele Besucher:innen innerhalb eines Ortes oder zwischen wenigen Hotspots hin und her lotsen kann, ist das zwar an sich nicht schlecht, verlagert aber im Zweifel nur das Problem. In den folgenden Beispielen schauen wir mal in Butjadingen und im Wangerland vorbei. Die beiden sind Teil des destinationsübergreifenden Besucherlenkungs-Projektes entlang der niedersächsischen Nordseeküste.

Butjadingen, warum messt ihr Besucherströme?

Butjadingen (B):
Ein idyllischer Kutterhafen, grüne Deiche mit Schafen so weit das Auge reicht und der unendliche Horizont zum Greifen nah. Das ist Butjadingen! Doch immer wieder kommt es, auch unabhängig von der Corona-Pandemie, dazu, dass gerade unsere touristischen Highlights zu den Hauptzeiten sehr stark frequentiert sind. Aus diesem Grund haben wir die Spielscheune und die Nordsee-Lagune bereits Anfang 2020 mit Sensoren ausgestattet, die das aktuelle Besucheraufkommen messen und die Auslastung visualisieren können. Arbeiten konnten wir anfangs nur intern mit den Zahlen. Die Gäste hatten leider keinen Einblick und suchten die Einrichtungen trotzdem auf. Als dann im Frühjahr 2020 umfangreiche Schritte zu den Abstands- und Hygienemaßnahmen im Rahmen der Corona-Pandemie nötig waren und auch die Gäste über plötzliche Schließungen und Auslastungen informiert werden sollten, kam die Idee, dass man diese Informationen auf allen Ebenen an den Gast bringen muss. Immer mit dem Ziel, die Gäste vor Ort möglichst harmonisch zu verteilen. Es geht in diesem Projekt nicht nur um die Erfassung der Auslastungen, sondern darum, dem Gast einen Alternativvorschlag zu machen.

Liebes Wangerland, wie sieht es bei euch aus? Sind das ähnliche Beweggründe?

Wangerland (W):
Nicht nur Zeiten ändern sich, sondern auch die Ansprüche unserer Gäste. Diese möchten sich zunehmend über digitale Informationskanäle informieren. Um unseren Gästen und Einheimischen Informationen möglichst effizient und vor allem aktuell zur Verfügung stellen zu können, war es für uns notwendig, auf eine globale Datenbanklösung zu setzen. Diese Datenbank nun durch Besucherströme anzureichern, war der nächste logische Schritt, der durch die Pandemie an Dringlichkeit gewonnen hat. Denn dieser Schritt bietet nicht nur unseren Gästen, sondern auch uns als DMO einen erheblichen Mehrwert.

Welche Mehrwerte erhofft ihr euch aus den Maßnahmen?

W:
Der Mehrwert liegt in der Steigerung unserer Servicequalität und der Verbesserung des Gästeerlebnisses. Nichts ist schlimmer, als im Urlaub Zeit mit dem Suchen beispielsweise eines Parkplatzes zur verbringen. Und genau dieses zeitfressende Problem werden unsere Gäste in Zukunft nicht mehr haben müssen, denn die Besucherstrommessung ermöglicht es, dass sie sich vorab über Auslastungen von POIs informieren können. Weiter werden Prognosemöglichkeiten uns in Zukunft helfen, unsere Gäste schon vorab zu weniger ausgelasteten POIs zu lotsen, zum Beispiel indem hoch frequentierte POIs in den Suchergebnissen weiter unten ausgespielt werden, als weniger ausgelastete POIs. Für uns als DMO besteht der große Vorteil der Messung im Controlling, durch das zukünftige strategische Maßnahmen auf Basis fundierter Daten getroffen werden können. Zusätzlich sind wir sehr stolz darauf, dass wir das Projekt der Digitalen Besucherlenkung auf Ebene der „die Nordsee GmbH“ mit aufziehen konnten und mit Hilfe einer Förderung des Landes Niedersachsen angehen konnten – somit profitieren die Gäste zukünftig von destinationsübergreifenden Informationen.

B:
Es geht in diesem Projekt nicht nur um die Erfassung der Auslastungen, sondern darum, dem Gast einen auf seine Bedürfnisse passenden Alternativvorschlag zu machen. Das soll unser System ebenfalls beherrschen. Wir bringen die Touristinformationen noch ein Stück näher an den Gast, da die Informationen ständig per Web-App, Website oder den Infostelen abrufbar sind. Aber wir erwarten uns auch weniger Verkehr auf unserer Halbinsel, da die Gäste bereits frühzeitig durch LED-Verkehrstafeln darauf hingewiesen werden, welche Standorte ihre Kapazitätsgrenze bereits erreicht haben und so nicht unnötig angefahren werden müssen. Zusätzlich wird auf den LED-Tafeln ebenfalls angezeigt, wo aktuell Kapazitäten vorhanden sind.

Wie sieht das Ganze technisch aus? Wie misst man die Auslastung am besten?

W:
In erster Linie setzen wir auf die hochpräzisen LiDAR Sensoren von EvoCount im Strand- und Parkplatzbereich, da wir genaue Aussagen über die Auslastung treffen und den Prognose-Algorithmus mit maximal genauen Daten anlernen möchten. In den nächsten Ausbauschritten möchten wir neben den nun beschafften Sensoren natürlich weitere Systeme in die Plattform integrieren und weitere POIs wie bspw. Freizeit und Gastronomie aufnehmen, denn nur dann entsteht auch ein rundum gelungener Mehrwert für die Gäste.

B:
Da das System auch bei typischen Nordseewetter funktionieren soll, haben wir uns ebenfalls für die Messung mittels LiDAR-Sensoren entschieden. Die LiDAR- und Lasertechnologien halten den äußerlichen Umwelteinflüssen und extremen Wetterbedingungen wie Starkregen, Sturm, Sturmflut usw. stand. Dabei ist die Technologie trotzdem in der Lage zuverlässig Daten zu erfassen. Selbst bei vollständiger Dunkelheit erfassen die Sensoren von EvoCount Objekte mit hohen Genauigkeiten von über 95 %. Mit der Sensorik können wir virtuelle Zähllinien setzen und so Ein- und Ausgänge unterscheiden. Das Ergebnis ist eine Live-Auslastung, die jederzeit abgerufen werden kann. Die jeweiligen Auslastungen sind auf der Website, der Web-App und den neuen Infostelen sichtbar. Zusätzlich haben wir uns dazu entschieden, LED-Verkehrstafeln in das System zu integrieren, die den Autofahrer bereits bei Anreise informieren, welche Standorte ausgelastet sind.

Und wo bzw. welche Bereiche messt ihr mit den Sensoren?

B:
Wir messen mit den genannten Sensoren unsere Strände, Freizeiteinrichtungen, Radwege, Promenaden, Naturparke und Parkplätze.

W:
Im ersten Schritt geht es uns um die öffentlichen Bereiche. Bei uns an der Nordsee ist besonders die Messung der Strand- und Parkplatzbereiche relevant. Vereinzelt werden aber auch unsere Einrichtungen wie bspw. die Schwimmbäder oder Tourist-Informationen eingebunden – diese jedoch über Kassensysteme, Drehkreuze oder die destination.box (WIFI-Tracking).

Aus Butjadingen haben wir gehört, dass die Sensor-Daten dann über die Website, die Web-App oder die Infostelen abrufbar sind. Wie funktioniert das im Wangerland?

W:
Die Daten fließen über die Sensorplattform direkt in unser destination.data und werden dort mit den entsprechenden POIs verknüpft. Ziel ist dann, die Daten ebenfalls auf unserer eigenen PWA, Infoscreens, Gästemappen und der neuen Website zu nutzen, sowie unseren Leistungsträgern bereitzustellen. Durch die Umsetzung des Projektes im „Die Nordsee“-Verbund werden die Daten zudem destinationsübergreifend im „NordseeHub“ genutzt werden. Darüber hinaus werden wir die Daten auch über den NiedersachsenHUB der TMN bereitstellen. Neben der reinen Ausspielung als Gästeinformation werden wir die Daten auch für Reportings (Tagesgästezahlen, VA-Planungen o.ä.) nutzen. Weitere Verknüpfungen und Integrationen sind schon in unseren Köpfen!

Und wie geht es dann weiter? Habt ihr schon einen zweiten Schritt im Kopf?

B:
Sicherlich ist das Projekt aktuell so umfangreich und innovativ, dass es vermessen wäre zu sagen, es muss oder soll nicht weiterentwickelt werden. Fest steht zum Beispiel, dass wir langfristig die Möglichkeit bieten möchten, dass auch kleinere Leistungsträger ihre Auslastungen in das System bringen können und so am Projekt partizipieren. Zudem können aus bestehenden Wetterdaten, Vorjahresinformationen, Gezeiteninformationen und Kalenderinformationen Vorhersagen erstellt werden, um Besucherauslastungen bestmöglich vorherzusagen.

Ebenso sollen weitere LED-Tafeln installiert werden, um den Gast bestmöglich bei Anreise zu lenken.

Das ist doch sicherlich ein großer Aufwand für euch als DMO. Wie geht ihr damit um?

B & W:
Ein digitales Besuchermanagement macht man natürlich nicht so nebenbei. Unabhängig von dem Prozess, dass man Unterstützer benötigt, die bei der Finanzierung helfen, muss man in kurzer Zeit auch verstehen, was da eigentlich passiert, um mindestens auf Augenhöhe mit den Partnern kommunizieren zu können. Es gibt ja nicht ohne Grund Beispiele aus Destinationen, die für solche komplexen Themen extra eine neue Stelle geschaffen haben. So ein Projekt ist wahrscheinlich nie wirklich „fertig“, sondern entwickelt sich stetig weiter. Sobald das System aber läuft, erwarten wir durch die eingesetzte Technik eine erhebliche Entlastung des gesamten Teams.

destination.one:

Der Aufwand soll natürlich niemanden entmutigen, sich diesem Thema anzunehmen. Man kann sich dem Thema auch nach und nach nähern und von Sensor zu Sensor vorarbeiten. Die einfachste Möglichkeit, mit einer Auslastungsmessung zu starten, ist der destination.one WIFI-Sensor für 89€. Damit kann man ohne großen Aufwand direkt Personen erfassen.

Für mehr Infos kommt sehr gerne auf uns zu!