TTA – Tourism Technology Alliance

Das Wesen von touristischen Datenbanksystemen besteht nicht nur in der strukturierten Verwaltung von Daten, sondern auch in der Möglichkeit, diese Daten mit anderen Datenbanken zu verknüpfen. Die Verknüpfung der Datenbanken erfolgt in der Regel über technische, individuell angepasste Schnittstellen zwischen den Systemen. Diese Programmierung kann mitunter erhebliche finanzielle und zeitliche Ressourcen in Anspruch nehmen. Die Implementierung von Schnittstellen zwischen verschiedenen Systemen im Bereich des Tourismus stellt somit eine besondere Herausforderung dar.

Warum sind Schnittstellen denn so kompliziert?

Um das zu verstehen, werden wir in diesem Artikel die Thematik „Schnittstelle“ in einen technischen und einen inhaltlichen Teil unterteilen.

Der technische Teil ist grundsätzlich standardisierbar, insbesondere wenn beispielsweise eine Schnittstelle von destination.one zu Outdooractive umgesetzt werden soll. Da Outdooractive eine weit verbreitete Plattform im Tourismus ist, kommt es relativ häufig vor, dass wir diese Schnittstelle umsetzen müssen. Mit zunehmender Wiederholung können die Entwickler die Systematik beider Plattformen gut verstehen und entwickeln eine technische Standardisierung für die Umsetzung der Schnittstelle. Mit der Zeit etabliert sich ein technischer Umsetzungsstandard für verschiedene Datentypen wie Touren, Points of Interest (POIs), Veranstaltungen usw. Bei jeder weiteren Schnittstelle zwischen denselben Systemen wird die Komplexität daher reduziert, und die Umsetzung kann einem etablierten Standard folgen.

An dieser Stelle möchte ich bewusst den Konjunktiv verwenden, denn zusätzlich zur technischen Vereinfachung bei wiederholter Umsetzung einer Schnittstelle gibt es inhaltliche Komplexitäten. Die Schwierigkeit bei Schnittstellen zwischen Datenbanken ergibt sich aus dem Individualisierungswunsch der Destinationen. Mit der Einführung strukturierter Datenbanken haben die Redakteure einen Teil ihrer Flexibilität und Individualität in Bezug auf den Content eingebüßt. Daten werden nicht mehr in freier textueller Form im Content-Management-System der Website beschrieben, sondern müssen sich in starre Strukturen aus Eingabefeldern, Dropdowns und Checkboxen einfügen. Kurz gesagt, die Kreativität der Redakteure wurde eingeschränkt, und die Plattformen gaben ihnen dennoch Raum zur Anpassung. Dies führte dazu, dass zwar alle Datenbanken im Grunde ähnlich sind, aber dennoch Unterschiede aufweisen.

Ein Beispiel: Saisonale Weinlokale in Württemberg, Sachsen und der Schweiz werden als „Besenwirtschaften“ bezeichnet, während sie im Rheinland und Rheinhessen „Straußenwirtschaften“ heißen, in Baden „Kränzle“ oder „Kranzwirtschaft“ und in der Bodenseeregion „Rädlewirtschaft“. Da es sich hierbei um touristisch relevante Betriebe handelt, müssen sie in der Datenbank erfasst werden. Dies erfordert die Erweiterung von Datenmodellen und die Schaffung neuer Felder für die Contentpflege, um die berechtigte Individualität zu berücksichtigen.

Um beispielsweise die „Besenwirtschaften“ aus destination.data auf Outdooractive zu übertragen, müssen sie über die Schnittstelle übertragen werden. Damit die Daten in Outdooractive korrekt angezeigt werden, muss auch Outdooractive das Datenmodell um „Besenwirtschaften“ erweitern und für jedes individuelle Feld aus destination.data das entsprechende Zielfeld erstellen. Alternativ kann die Destination die Daten auf das Datenmodell des Zielsystems mappen. Beide Ansätze erfordern erheblichen Aufwand in Bezug auf Zeit und Ressourcen und können bei jeder Änderung an den Systemen zu neuen Herausforderungen führen.


„Die TTA löst auf der Arbeitsebene die Interoperabilität von Systemen zum Handling der eigenen Daten. Dafür sind wir angetreten.“

Die Tourism Technology Alliance (TTA) hat sich genau diesem Problem angenommen, sowohl für sich selbst als auch für ihre Kunden. Die TTA ist eine informelle Vereinigung von Plattformanbietern, die gemeinsam das Ziel verfolgen, die Komplexität durch Standardisierung zu bewältigen.

Die vier Gründungsmitglieder sind Land in Sicht (mein.toubiz), Infomax (imx.platform), Outdooractive und neusta destination.one (destination.data). Ihre Mission ist es, die touristischen Informationen aus verschiedenen Systemen für ein optimales Erlebnis der Touristen auf allen Ausgabekanälen zugänglich zu machen. Hierzu schafft die TTA eine standardisierte Vernetzung der relevanten touristischen Datenbanken, um technische Barrieren abzubauen und die Akteure im Tourismussektor auf einer operativen Ebene zu verbinden.

Um dieses Ziel zu erreichen, wurden standardisierte Connectoren entwickelt, die fest in die Datenbanken integriert sind und von den Nutzern eigenständig eingerichtet werden können. Diese bidirektionale Vernetzung ermöglicht eine deutlich schnellere (sofortige) und kostengünstigere Datenübertragung. Die Connectoren basieren auf einem gemeinsamen Standard, auf den sich die Plattformen geeinigt haben, um die größtmögliche Kompatibilität der Datenstrukturen sicherzustellen. Dadurch können die meisten Daten ohne zusätzlichen Aufwand synchronisiert werden. Falls es notwendig ist, Datenstrukturen individuell anzupassen, werden sie entweder auf die gemeinsame Struktur gemappt oder nicht übertragen.

Dieser „Standard“ ist ein flexibles Modell, das sich im Laufe der Zeit anpassen kann. Mittlerweile sind weitere Partner der TTA beigetreten und haben Connectoren zu anderen TTA-Partnern eingerichtet. Dazu gehören nun auch Digitize the Planet und General Solutions. Weitere Connectoren sind in der Umsetzung. Ein aktueller Stand der Mitglieder ist immer unter tourismtechalliance.org zu finden.