Internationaler Tourismus post Corona

Digitalisierung und Nachhaltigkeit als Impulsgeber des New Normal

Die digitale Transformation ist eins der prägenden Elemente für die derzeitige und künftige globale wirtschaftliche Entwicklung. Sie verändert Fertigungsprozesse, setzt neue Schwerpunkte in der industriellen Produktion und revolutioniert die Arbeitswelt. Auch die Tourismuswirtschaft erlebt einen rasanten Veränderungsprozess: global agierende Online Travel Companies definieren die Distributionsprozesse neu, klassisches Tourismusmarketing wandelt sich zu Destination Management und Data Management. Die Customer Journey von der Destinationsentscheidung über Buchungswege und die Begleitung der Reisenden unterwegs durch immer neue Services ist in Bewegung.

Schon vor dem Ausbruch der Corona-Krise haben 2019 viele Experten analysiert, dass die Digitalisierung zu mehr Effizienz und Wertschöpfung, aber auch zu mehr Gästeorientierung und Servicedenken im Tourismus führen kann.

Parallel zu dem umfassenden Change-Prozess durch die Digitalisierung entwickelte sich Nachhaltigkeit zu einem übergreifenden Zukunftsthema und gewann im gesellschaftlichen Diskurs immer mehr Raum.

Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) hat die gesellschaftlichen Megatrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit frühzeitig als zentrale Handlungsfelder bei der Positionierung des Reiselandes Deutschland im internationalen Wettbewerb der Destinationen definiert.

Langfristiges Nachhaltigkeitsengagement wird sich post Corona auszahlen

Der Schutz der Umwelt und natürlicher Ressourcen gehört laut Anholt-Ipsos-Nation Brands Index 2021 (NBI) zu den drängendsten globalen Aufgaben und Deutschland wird als eine der Nationen genannt, die im Umgang mit dem Klimawandel am besten agieren würde.

Im internationalen Tourismus spiegelt sich das jetzt schon in einem deutlichen Wertewandel auf Kundenseite wider. Achtsamkeit, Authentizität, Fürsorge, Sicherheit spielen bei der Reiseplanung und -gestaltung eine immer größere Rolle. Laut Sustainable Travel Report 2021 von booking.com sagen 61 Prozent der befragten internationalen Reisenden, dass die Pandemie sie motiviere, in Zukunft nachhaltiger zu reisen.

Von diesem Wertewandel kann Deutschland als Reiseziel profitieren: Im SDG-Index, der die Fortschritte bei der Erreichung der globalen Klimaziele abbildet, liegen wir durchgehend in den TOP 10.

Viele engagierte Unternehmen im Deutschlandtourismus haben die Zeichen der Zeit längst erkannt. Mit innovativen und anspruchsvollen Konzepten gestalten sie nachhaltige Produkte, die die Balance aus Ökonomie, Ökologie und sozialer Verantwortung abbilden. Dabei geht es nicht um Verzicht oder Rückschritt. Unser Ziel ist Qualitätstourismus. Und Nachhaltigkeit wird immer mehr zu einem Kriterium für Qualitätstourismus.

Unsere Kampagne Feel Good präsentiert zertifizierte touristische Angebote, die diesem Anspruch gerecht werden. Diese Kampagne findet auch international große Beachtung, wie der „World Responsible Tourism Award 2021“ vom WTM Responsible Tourism Progamm und der „Destination of Sustainable Cultural Tourism‘ Award 2021″ des European Cultural Travel Network (ETCN) belegen. Mit diesem Rückenwind setzen wir die Kommunikationskampagne 2022 fort.

Digitalisierung weist den Weg aus der Krise

Bereits während der COVID 19-Pandemie wurde deutlich, wie digitale Tools von der Kontaktnachverfolgung über kontaktarme Check-in-Vorgänge bis zur Traveller ID den touristischen Leistungsanbietern enorm helfen können, Sicherheit und Komfort für den Kunden zu schaffen, die über den Horizont der Covid 19-Pandemie weit hinausreichen. Besonders prägnant wird das bei der Entzerrung und Lenkung von Touristenströmen durch eine vorausschauende Besucherlenkung. Hier bedeutet der Einsatz digitaler Tools nicht nur mehr Sicherheit für die Gäste, sondern auch Komfortgewinn.

Ein weiteres zentrales Element der digitalen Transformation ist der innovative Umgang mit Daten. Bei den globalen Online Travel Companies werden Anwendungen Künstlicher Intelligenz bereits intensiv eingesetzt, um touristische Angebote aus der ganzen Welt zu erfassen, zu analysieren und passgenau in Richtung potenzieller Kunden zu adressieren. Offene Daten fördern die Entwicklung neuer Ideen und Geschäftsmodelle durch Start-ups.

Damit wir im internationalen Wettbewerb künftig erfolgreich agieren können, haben wir als DZT das Open Data-/Knowledge Graph-Projekt der deutschen Tourismuswirtschaft koordiniert. Zusammen mit den Landesmarketingorganisationen und vielen weiteren Partnern stellen wir die vorhandenen Daten semantisch strukturiert und maschinenlesbar in einem gemeinsamen Knowledge Graphen zur Verfügung.

Mit Blick auf die Recovery des deutschen Incoming-Tourismus post Corona und die Bewältigung aktueller Herausforderungen, wie Energie-Krise und neue geostrategische Verhältnisse, sind auch in den kommenden Jahren die Digitalisierungsstrategie und das Thema nachhaltiger Tourismus die zentralen Handlungsfelder für unser weltweites Marketing.