Komplexität in der Softwareentwicklung für die Touristik – Ein Kompass

Im letzten Jahrzehnt ist die Entwicklung von Softwarelösungen auch für die Tourismusbranche zunehmend komplexer geworden. Treiber dieser Entwicklung sind neue, innovative Geschäftsmodelle, veränderte Konsumgewohnheiten der Kund:innen, der hohe Wettbewerbs- und Renditedruck.

Die Softwareentwicklung in der Touristik steht somit heute vor einer Vielzahl von Herausforderungen, darunter die ständig wachsende Anzahl von anzubindenden Systemen, um z. B. Preise, aufgrund der Nachfrage und des Marktumfeldes, in Echtzeit zu ermitteln, aber auch, um Daten für Events und Veranstaltungen aktuell und individualisiert auszuspielen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen fachlichen Expert:innen, die Wahl zwischen individueller Entwicklung und Frameworks, den kontinuierlichen Weiterbildungsbedarf und die Integration verschiedener, touristischer Datenquellen wie beispielsweise Non-bookable content (NBC), POIs, Buchungs- oder Zahlungsdaten. In diesem Blogbeitrag gehen wir auf diese Aspekte ein und beleuchten Strategien zur Bewältigung der Komplexität in der touristischen Softwareentwicklung.

Viele Frameworks, Tools & Möglichkeiten:

Die Fülle der heute verfügbaren Frameworks und Entwicklertools hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Einerseits bietet sie eine Vielzahl von Möglichkeiten, erprobte und funktionsreiche Softwarelösungen zu erstellen. Andererseits kann die schiere Anzahl der Auswahlmöglichkeiten zu einer Entscheidungslähmung führen und den Entwicklungsprozess behindern. Die Evaluierung der Möglichkeiten ist zeitintensiv. Hier im Vorfeld Spezialisten für das Anforderungsmanagement hinzuzuziehen, kann die Projektlaufzeit deutlich verkürzen. Um unnötige Komplexität zu vermeiden und den langfristigen Erfolg zu sichern, müssen Entwickler:innen die Eignung von Frameworks und Tools anhand der Projektanforderungen, der Skalierbarkeit, der Wartbarkeit und der Unterstützung durch die dahinterstehende Open-Source-Community sorgfältig prüfen.

Dekoratives Bild mit Tastatur und Kompass

Die Entscheidung zwischen individueller Softwareentwicklung und dem Einsatz von Frameworks ist dabei eine kritische Entscheidung. Die individuelle Entwicklung bietet zwar Flexibilität und Anpassungsmöglichkeiten, erfordert aber oft mehr Zeit und Personaleinsatz.

Frameworks hingegen bieten vorgefertigte Komponenten, standardisierte Muster und eine einfache Integration, wodurch Entwickler:innen den Entwicklungsprozess beschleunigen können. Die Verwendung von Frameworks kann jedoch die Flexibilität und die Anpassungsmöglichkeiten einschränken. Das richtige Gleichgewicht zwischen individueller Entwicklung und der Nutzung von Frameworks hängt vom Projektumfang, dem Zeitplan und den genauen Anforderungen ab. Fachabteilungen und Technik-Expert:innen müssen diese Entscheidung gemeinsam treffen.

Zusammenarbeit unter Expert:innen

Die Zeiten, in denen ein einzelner Mensch alle Aspekte eines Softwareprojekts abdecken konnte, sind vorbei. Die Komplexität der Softwareentwicklung erfordert die Zusammenarbeit von vielen IT-Expert:innen mit Spezialwissen. Fachexpert:innen, UX/UI-Designer:innen, Backend- und Frontend-Entwickler:innen, Datenanalyst:innen und Qualitätssicherungsexpert:innen müssen zusammenarbeiten, um die Anforderungen zu verstehen, potenzielle Fallstricke zu erkennen und Lösungen zu entwickeln, die sowohl den Anforderungen der Tourismusbranche als auch denen der Endbenutzer:innen entsprechen. Effektive Kommunikation und Zusammenarbeit in multidisziplinären Teams sind für die Bereitstellung hochwertiger Softwareprodukte unerlässlich.  Hier ist die Einbindung erfahrener Projektmanager:innen, die Brücken zwischen den verschiedenen Teammitgliedern schlagen, wesentlich für den Projekterfolg.

Rentabilität von Softwareprojekten

Ein effektives Zeitmanagement ist entscheidend für eine erfolgreiche Softwareentwicklung. Das ROTI-Konzept (Return on Time Invested) legt den Schwerpunkt auf die Optimierung von Produktivität und Effizienz während der Entwicklung. Die Priorisierung von Aufgaben, die Festlegung realistischer Fristen, der Einsatz agiler Methoden und die Nutzung von Automatisierungs- und kontinuierlichen Integrations-/Auslieferungspipelines sind Schlüsselstrategien zur Maximierung des ROTI. Es ist von entscheidender Bedeutung, den Projektfortschritt regelmäßig zu bewerten, den Zeitplan bei Bedarf anzupassen und sicherzustellen, dass die Ressourcen effizient zugewiesen werden, um unnötige Verzögerungen und Kostenüberschreitungen zu vermeiden.

In der heutigen Zeit wird es zudem immer wichtiger, dass Software langfristig gewartet und betreut werden kann. Während es früher üblich war, alle drei bis fünf Jahre ein Projekt komplett zu überarbeiten, fand aus Nachhaltigkeits- und Effizienzgründen in den letzten Jahren ein Wandel zur evolutionären Softwareentwicklung statt. Projekte leben länger und werden graduell auf aktuelle Gegebenheiten angepasst.

Erforderliche Schulung der Mitarbeiter:innen

Ein weiterer Aspekt, der mit der neuen Langlebigkeit einhergeht, ist die Notwendigkeit der kontinuierlichen Weiterbildung des Projekt-Teams. Um die Komplexität der Softwareentwicklung zu beherrschen, müssen Unternehmen in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter:innen investieren.

Kontinuierliche Lernprogramme, Workshops und Konferenzen helfen den Entwickler:innen, sich über die neuesten Trends, Frameworks und Best Practices auf dem Laufenden zu halten. Indem Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen mit den erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnissen ausstatten, können sie erfolgreich evolutionäre Softwareentwicklung vorantreiben, indem neue Erkenntnisse und Methoden graduell eingeführt werden.

Bild Softwareentwicklung dekorativ

Viele Schnittstellen, Middlewares und Daten aus verschiedenen Quellen

Touristische Softwarelösungen stützen sich oft auf mehrere Schnittstellen, Middlewares (siehe Anmerkung unten) und Daten aus verschiedensten Quellen. Die Integration dieser Komponenten kann zu erheblicher Komplexität führen. Ein effektives Datenmanagement, die Verwendung von standardisierten Protokollen und APIs sowie der Einsatz von Middleware-Lösungen, die eine nahtlose Kommunikation zwischen den Systemen ermöglichen, sind unerlässlich. Bei der Verarbeitung von Informationen aus verschiedenen Quellen müssen die Aspekte Datenqualität, Sicherheit und Datenschutz sorgfältig berücksichtigt werden. Die Implementierung verlässlicher Strategien zur Datenintegration und -verwaltung gewährleistet eine reibungslose Interoperabilität und ermöglicht die Bereitstellung umfassender Softwarelösungen für den Tourismus.

Journaway – Ein Beispiel

Ein Beispiel, das alle diese Aspekte vereint, ist die Rundreise-Plattform Journaway. Rundreisen sind eine der komplexeren Reisearten, da hier verschiedene Komponenten wie der Initialtransfer vom Ursprungs- zum Zielland und zurück, mehrere Unterkünfte und der Transfer zwischen ihnen mit verschiedenen Tages-Zusatzangeboten wie Ausflügen kombiniert werden müssen. Die Plattform Journaway bietet dabei sowohl Rundreisen verschiedener externer Anbieter als auch eigene Reisen an. Die Informationen werden via Schnittstelle aus vielen unterschiedlichen Datenquellen geliefert und müssen für eine gemeinsame Such- und Buchbarkeit normalisiert werden. Das Team besteht dabei aus Fachexpert:innen aus allen Bereichen, die gemeinsam an einer nachhaltigen Plattform arbeiten, welche seit Projektstart kontinuierlich weiterentwickelt wird.

FAZIT

Die Umsetzung dieser Strategien wird nicht nur die Entwicklungsprozesse verbessern, sondern auch zum Wachstum und Erfolg des gesamten touristischen Unternehmens und deren Wertschöpfung beitragen. Gerne hilft und berät team neusta bei der Umsetzung Ihres touristischen Software-Projekts.

 Glossar

Framework: Ist ein Set aus vorgefertigten Komponenten für Standard-Anwendungsfälle die als Basis für individuelle Anpassungen dienen können

Middleware: Vermittlungsschicht oder Software, die verschiedene Systeme oder Ebenen miteinander verbindet. Zum Beispiel kann eine Middleware genutzt werden, um eine Website mit verschiedenen Veranstaltersystemen zu verknüpfen.