Mit Erlebnissen Corona trotzen

2020 hat das Freizeitverhalten der Deutschen einschneidend verändert. Nicht nur Destinationen wurde es fast unmöglich, Produkte anzubieten und Erlebnisse zu kreieren. Menschen wurden durch die Pandemie die Möglichkeiten genommen, zu reisen, neue Energie zu gewinnen und neue Erfahrungen zu sammeln. Diese Entwicklung scheint sich in 2021 fortzusetzen.

Die Tourismusbranche wird mit Einschränkungen konfrontiert. Unter anderem sind das:
  • Lokale und globale Reisebeschränkungen; wie z.B. Grenzschließungen.
  • Mitunter kurzfristige Stornierung von Buchungen.
  • Schließung von Beherbergungs- und Gastronomieangebot, Attraktionen und kulturellen Veranstaltungen.
All das hat sich nachhaltig auf die Erwartung der Gäste an touristische Leistungsträger ausgewirkt.
  • Kontaktmöglichkeiten: Gäste erwarten kurzfristige Rückmeldung, ob eine Reise möglich ist und welche Einschränkungen gelten.
  • Flexible Buchungsmodelle: kommen idealerweise ohne Stornokosten und Einschränkungen daher.
  • Informationen: rund um Sicherheit und Hygienekonzepte.
  • Ansprüche an Technologie und Kommunikationskanäle: Touristische Anbieter werden nicht mehr nur mit anderen Destinationen, sondern auch mit Amazon oder Booking verglichen, was das digitale Erlebnis angeht
Was sich nicht verändert hat, ist Reiselust und Nachfrage nach Erlebnissen und Attraktionen vor Ort.

Tatsächlich ist dieser Bereich für Gäste und touristische Leistungsträger gleichermaßen interessant. Er wächst überdurchschnittlich schnell, bereits heute machen Touren und Aktivitäten 10 % des Gesamtmarktes aus. Dabei besteht der Markt überwiegend aus jungen und kleinen Unternehmen und bietet damit Existenzgründern überdurchschnittlich hohe Chancen. Hinzu kommt eine vorwiegend regionale Orientierung, die die Bindung an das Reiseziel erhöht und – wenn das Angebot stimmt – nachhaltig wirkt.

Verzichtet eine Destination darauf, lokale Attraktionen und Touren selbständig zu vermarkten (vgl. Abb.2), bedeutet das den Verzicht auf bis zu 28 % Umsatzrendite, die direkt der lokalen Wirtschaft zugute kämen. Dabei kommt dem Zeitpunkt des Angebots eine entscheidende Rolle zu (vgl. Abb. 3) : Während 34 % aller Gäste ihre Aktivitäten bereits 30 und mehr Tage vor der Reise buchen, entscheiden sich 34 % aller Gäste entweder 48 Stunden vor der Reise oder spontan am selben Tag für eine Buchung. Das Destinationsmarketing sollte also gezielt diese Zeitfenster nutzen und Maßnahmen entsprechend timen.Was heißt das jetzt für den Tourismus? Aus diesen Veränderungen ergeben sich verschiedenen Anforderungen. Eine angepasste Strategie der Kundensprache ist erforderlich, ebenso müssen Leistungserstellung und -angebot verändert werden:

1.

Fokus auf regionalen Markt:

Reiseeinschränkungen hatten auch eine positive Seite: Menschen haben ihre Heimat als Urlaubs- und Freizeitziel entdeckt. Die Umsätze der Fahrrad-, Wohnmobil- und Freizeitausstattung waren 2020 so hoch wie nie. Für touristische Leistungsträger eine Chance. Dabei gilt es besonders, sich als Partner zu positionieren, der Sicherheit und Komfort bietet, zum Beispiel durch Erreichbarkeit, on- wie offline, einfache Buchungsmöglichkeiten und flexible Produkte.

2.

Fokus auf Digitalisierung der lokalen Touren und Aktivitäten:

Aktuell werden nur 17 % der Touren online verkauft. Das liegt nicht daran, dass die Kunden das nicht möchten, das zeigen die Buchungszahlen bei entsprechenden Portalen, sondern das viele Aktivitäten online gar nicht buchbar sind. (Voraussetzung dafür sind technisch einfache Systeme, die online angeboten werden, aber offline vernetzt sind und somit auch z.B. in einem Hotel oder Tourist-Info genutzt werden können.)

3.

Erweiterung des Angebots um digitale Produkte:

Reisewarnung, Heimarbeit und Quarantäne, viele touristische Produkte sind aktuell nicht buchbar. Ein Weg, Destination und Aktivitäten dennoch erlebbar zu machen, ist die Virtualisierung. Wie es geht, zeigen bereits erste Destinationen in Deutschland. Die Weinwanderung wird live gestreamed und der passende Picknickkorb mit Weinprobe erreicht die Teilnehmer per Post, die so in ihren eigenen vier Wänden die Region erkunden.

4.

(Teil-)Automatisierung der Kundenbetreuung:

Bei Service rund um die Uhr an jedem Tag in immer höherer Geschwindigkeit empfiehlt es sich stärker auf Automatisierung zu setzen. Dabei kann zum Beispiel eine Kundenplattform wie „Mein Holidaycheck“ helfen, die Unterlagen bereithält, Stornierungen mit automatisiertem  Zahlungsprozess anbietet und die Kommunikation vereinfacht, sodass Mitarbeiter sich auf die wirklich wichtigen Fälle konzentrieren können.

Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein und das eigene Unternehmen krisensicher aufzustellen, sind Touren und Aktivitäten ein wichtiger Faktor. Sie können die lokale Wirtschaft stärken und bieten gerade Gründern Chancen, um erfolgreich zu sein. Sie sind wichtige Bausteine, um einzigartige Erlebnisse zu kreieren und als Destination ein Alleinstellungsmerkmal zu haben. Das Umsatzpotenzial ist beachtlich, die Technologisierung noch verbesserungswürdig. Destinationen und touristischen Unternehmen bietet sich hier die Chance, kurzfristig Erlöspotentiale zu erschließen, die gleichzeitig Erholungssuchenden helfen und die lokale Wirtschaft in einer schwierigen Phase unterstützen. Nicht darauf zu setzen wäre fahrlässig.

Quellen: https://arival.travel/research

Chancen im Touren- und Aktivitäten Markt:

Abb. 1) Opportunity/Zusatzerlöse:

  • Die Umsatzrendite kann entscheidend erhöht werden (28 %)
  • Lokale Umsätze stärken die Region
  • Positive Erlebnisse wirken lange nach und erhöhen die Bindung an die Destination
  • Regionale, einzigartige Erlebnisse sind schwer zu kopieren und können ein Alleinstellungsmerkmal bilden

Abb. 2) Touren- und Aktivitäten Markt auf einen Blick:

  • Ca. 10 % des Gesamtreisemarktes
  • Volumen 250 Mrd. Euro
  • 86 % der Unternehmen < 250T EURO Umsatz
  • 50 % der Unternehmen jünger als 5 Jahre
  • Nur 17 % der Touren werden online verkauft
  • Am schnellsten wachsender Markt im Freizeitbereich

Abb. 3) Touren- und Aktivitäten Buchungsfenster:

47 % der Gäste buchen Touren und Aktivitäten 14 oder mehr Tage vor der Reise. Wird diese Möglichkeit nicht angeboten, gehen die Umsätze verloren.