Smart Destination – ein Begriff macht Schule

Dieser Artikel ist aus der Zusammenarbeit von Leonie Jasper, Eric Horster und Christian Stühring entstanden und ebenfalls Teil unseres tourism.report 2022.

Projektassistentin im Förderprojekt „Touristisches Datenmanagement NRW: offen, vernetzt, digital“

tourismusverband.nrw

Mitglied des Deutschen Instituts für Tourismusforschung an der Fachhochschule Westküste in Heide (Holstein)

Deutsches Institut für Tourismusforschung

Bereichsleiter beim Tourismus NRW e.V. mit den Schwerpunkten Landestourismusstrategie, Datenmanagement und Marktforschung

tourismusverband.nrw

Im Zuge der Digitalisierung von Destinationen kommt immer wieder der Begriff „Smart Destination“ auf. Aber was hat es damit überhaupt auf sich? Als Ergänzung zur Digitalisierung stellt der Terminus der „Smartness“ einen komplementären und weniger technischen Aspekt in den Mittelpunkt: Es geht um miteinander synchronisierte Technologien, die auch branchenübergreifend aufeinander abgestimmt sind. Im Kontext des Destinationsmanagements beschreibt „Smartness“ eine vernetzte digitale Infrastruktur. Die Grundpfeiler einer Smart Destination sind dabei Dateninfrastruktur, digitale Ausstattung und digitale Anwendungen. Diese werden durch die Vernetzung der Beteiligten in diesem analog- digitalen Lebensraum in Wert gesetzt. Das bedeutet, dass erst durch die umfassende Vernetzung unterschiedlicher Akteure, Projekte und Initiativen eine Smart Destination von der Vision in die Umsetzung gebracht werden kann. Doch wie kann eine solche Vernetzung gestaltet werden?

Cluster Smart Destination: Das im Förderprojekt „Touristisches Datenmanagenet NRW: offen, vernetzt, digital“ umgesetzte Cluster „Smart Destination“ vom Tourismus NRW e.V. setzt an dieser Stelle an und sieht die Prozesse der Digitalisierung als Möglichkeit, gemeinsam Technologien zur Bereicherung realer Erlebnisse einzusetzen und soziotechnische Lebensräume zu gestalten. Dabei ist das Ziel, den Partner:innen Freiraum neben dem Tagesgeschäft einzuräumen, um sich mit aktuellen Entwicklungen im digitalen Wandel auseinanderzusetzen, sich miteinander auszutauschen und Wissen weiterzugeben. Erst diese Vernetzung untereinander ermöglicht es, die einzelnen Elemente einer Smart Destination aufeinander abzustimmen (zu orchestrieren). Das Cluster hat dabei zum Ziel, kollaborativ ein Mind-, ein Tool- sowie ein Skillset bei den Akteuren zu verankern.

Das Mindset: Das Mindset betrifft die Denkweise. Es soll eine gemeinsame Vision geschärft werden, die die Reaktion auf und Interpretation von bestimmten Situationen und Herausforderungen in eine gemeinsame Richtung lenkt. Diese Denkweise stützt sich auf Überzeugungen und Haltungen, die von den Beteiligten im Cluster geteilt und gelebt wer- den. Im Mittelpunkt dieses Wertesystems steht das Ziel, den touristischen Lebensraum mithilfe von Technologien zum Wohle der Gäste als auch der Bewohner:innen der Destination zu gestalten. Es handelt sich dabei aber nicht um ein starres, schweres Gedankenkonstrukt. Vielmehr orientiert es sich an der Prämisse des lebenslangen Lernens sowie der stetigen Reflektion und zeichnet sich durch eine liquide, flexible Denkhaltung aus – alles ist im Fluss. Die Partner:innen antizipieren so Veränderungen offen und gestalten digitale Lösungen proaktiv mit. Die Adaption des Smart Tourism Mindsets und die Vernetzung untereinander erfolgt über verschiedene Wege innerhalb des Clusters Smart Destination:

1.

Fachkongress „Smart Destination“

Beim Fachkongress „Smart Destination“ vom Tourismus NRW e.V. am 5. Oktober 2021 mit rund 150 Teilnemer:innen wurde ein Raum geschaffen, in dem sich die Partner:innen rund um das Thema Smart Destination austauschen und eigene Kenntnisse und Erfahrungen weitergeben konnten. Der Kongress zeigte, dass ein fachlicher und persönlicher Austausch das gemeinsame Mindset stärkt.

2.

Durchführung von Interviews von einem externen Expert:innen-Team

Dazu trug auch die Durchführung von Interviews von einem externen Expert:innen-Team bei, das den Stand der „Smartness“ bei den Tourismusregionen in NRW abfragte. Diese ermöglichten den Akteuren, den Status Quo der digitalen Transformation in der Destination zu reflektieren, aber auch Gedanken und Bedarfe zu den individuellen Gegebenheiten und Herausforderungen zu äußern. Die Erkenntnisse der Interviews werden in einem Leitfaden zugänglich gemacht, sodass alle Learnings gebündelt für alle Akteure vorliegen.

3.

Regelmäßige Workshops

Flankierend dazu wurden regelmäßig Workshops durchgeführt, die sich explizit nicht mit dem Tagesgeschäft beschäftigten, sondern vielmehr immer wieder aktuelle Themen wie beispielsweise „Digitales Besuchermanagement“ mit aufnehmen. Durch den Austausch zu unterschiedlichen Fachthemen wurden die Projektpartner befähigt, miteinander Lösungsansätze zu Anliegen, Bedenken und Vorhaben zu erarbeiten.

Das Toolset: Die Angebote des Clusters resultieren in einem gemeinsamen Toolset. Dieses definiert die Maßnahmen, die für die Gestaltung und Implementierung der Smart Destination notwendig sind und stellt den Partner:innen dafür Instrumente zur Verfügung. Exemplarisch kann hier das Tool des Reifegradmodells genannt werden. Bei diesem erhalten die Akteure eine Selbstbefragung, die es ihnen ermöglicht einzuschätzen, wo sie bereits gut aufgestellt sind und in welchen Bereichen sie noch Nachholbedarf haben. Komplementär dazu dient der Leitfaden „Smart Destination“ dazu, handlungsleitende Empfehlungen nachzulesen, sich über diverse dort festgehaltene Use Cases Inspirationen einzuholen und die aufgeführten Projekte der Partner im Zweifel für die eigenen Belange zu kontaktieren und um Beratung bzw. Austausch zu bitten.

Das Skillset: Als dritte Komponente umschließt das Skillset das Mindset (Wollen) und das Toolset (Machen). Ein Skillset bezieht sich auf das Können der Akteure. Hierbei geht es vor allem um die Kenntnis über digitale Technologien und deren Einsatzmöglichkeiten. Es ist gewissermaßen das Ergebnis des Clusters Smart Destination. Die Projektbeteiligten sind geschult darin, über den eigenen Tellerrand hinweg auf Entwicklungen und Projekte im Bereich der Digitalisierung zu schauen und diese mit ihren eigenen abzugleichen und abzustimmen. Denn letztendlich können noch so hochmoderne Technologien vorliegen: Die Menschen im Zentrum der Smart Destination müssen verinnerlicht haben, wie, warum und womit diese Technologien eingesetzt und gestaltet werden, damit eine auf die Vision (Mindset) hin adäquate Transformation der Destination gelingen kann. Das Smart Tourism Mindset aller Beteiligten ist somit der Kern der Smart Destination, das flankiert wird von einem Toolset und einem Skillset und von der Vernetzung aller Akteure untereinander lebt.

Abb. 1: Quelle: Deutsche Zentrale für Tourismus e.V. (Hg.) (2020): Open Data im Deutschlandtourismus – ein Wegweiser zur digitalen Destination, S. 19. Online verfügbar unter: www. open-data-germany.org/wp-content/uploads/2020/11/DZT_OpenData_Handbuch_Aktualisie- rung-Nov2020_WEB.pdf, Abb. 2: Quelle: Tourismus NRW e.V. (Hg.) (2021): Fachkongress Smart Destination – Begleitheft, S. 7. Online verfügbar unter: www.touristiker-nrw.de/wp-content/ uploads/2021/10/Conference-Reader-Fachkongress-Smart-Destination_web.pdf